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Der Hof Schürmeyer in Wadelheim
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Mehrere Leiter der Schule von Wadelheim beschäftigten sich in den
90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts in der geschriebenen Schul-
chronik auch mit der Entstehung der Bauernhöfe Wadelheims, vornehmlich
mit den Höfen Schulte Wadelheim und Schürmeyer.




Nach diesen Aufzeichnungen hatte der Schulte von Wadelheim zwei Söhne
und er war sich nicht schlüssig, wem er den Hof vererben sollte. Kurz
vor seinem Tode bestimmte er, daß der eine im elterlichen Bauernhaus
bleiben und der andere die Scheune (die "Schüre") als Wohnung be-
ziehen sollte, bei gleichzeitiger Teilung der Ländereien und Wei-
den. Fortan nannte sich der Sohn, der die Schüre bezogen hatte, Schür-
meyer. Damit hatte die Bauerschaft einen neuen Hof. So schön sich die
Erledigung einer Erbenangelegenheit auch anhört, bei der Prüfung der
sachlichen Hintergründe bleibt sie doch nur eine Erzählung.




Ein frühes Geschichts-Kapitel
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Leider läßt uns der Schulchronist nicht wissen, wann die Teilung
des Schultenhofes erfolgte. Dringt man tiefer in die Vorgeschichte
unserer Heimat ein, so tut sich uns eine Epoche der betrüblichsten
Rechtsverhältnisse auf.


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Jeder Bauer hatte seinen geistlichen oder weltlichen, meist
adeligen Grundherrn. Der größte Teil der heimatlichen Fluren
war in Obereigentum der geistlichen Gutsherrschaften. So unter-
standen dem Domkapitel in Münster allein 30 Fronhöfe mit 700
Höfen.




In jenen Zeiten des frühen, hohen und späten Mittelalters standen
jahrhundertelang die Bauern unter der oft harten, sie bedrücken-
den Eigenhörigkeit. Sie hatten fast alle Rechte verloren, durften
den Hof nicht verlassen ohne Erlaubnis, durften nichts testamen-
tarisch vererben, keinen Acker verkaufen, tauschen oder ver-
pfänden, nicht einen anderen Beruf noch irgendein Amt annehmen ohne
Erlaubnis. Es sei hier nicht näher eingegangen auf den zusätzli-
chen Fuß- oder Leibdienst, auf den Sterbefall oder Gewinn und auf
die sog. ungewissen Fälle. Das alles sind ganz trübe Kapitel der
Heimatgeschichte.




Das ansehliche Schür-hus
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Es klingt daher unglaublich, daß in frühen Zeiten unter den geschil-
derten Verhältnissen der Schulte Wadelheim auch nur daran denken
konnte, seinen Hof zu teilen und damit den neuen Hof Schürmeyer
zu schaffen, was auch nirgendwo in Dokumenten des Stadtarchivs
noch in den Akten des Domkapitels verbrieft ist.




Es ist urkundlich belegt, daß der Hof Schürmeyer, Wadelheim Nr. 12,
auf ein höheres Alter zurückblicken kann und auch an Umfang größer
war als der Schultenhof. Seit dem Jahr 1379 war "dat Schür-hus",
in welchem einige Heimatforscher das alte Dreschhaus vermuteten, im
Eigentum der Steinfurter Johanniter-Kommende. Noch früher, im Jahre
1284, tauschte der Graf Otto von Tecklenburg das Dreschhaus mit
Conrad von Horne. Nach der Viehschatzung im Jahre 1534 war der Hof
Schürmeyer ein recht stattliches Anwesen; es hatte 7 Pferde, 4
Ochsen, 7 Kühe, 10 Rinder, 40 Schafe, 12 Schweine, beschäftigte
einen Knecht und eine Magd und zahlte an Steuern 9 Mark, 4 Schillinge
und 9 Pfennige.


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Der heute größte Bauernhof
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Der Geschichte des Wadelheimer Schultenhofes, Wadelheim Nr. 11,
ist zu entnehmen, daß er im Jahre 1469 als "de hoff to Wadelheim"
benannt wurde. Es war ein Hof des Bischofs von Münster, den im 14.
Jahrhundert ein Lud. Lossiken von Bruchterbecke zu Lehen hatte und
der später von Ernst von Senden übernommen wurde. Die Viehhaltung
dieses Hofes wird im Jahr 1534 wie folgt beziffert: 7 Pferde,
1 Füllen, 4 Ochsen, 6 Kühe, 9 Rinder, 16 Schweine, 10 Schafe. Der
Hof hatte einen Knecht und die Besteuerung war auf 7 Mark, 7
Schillinge und 9 Pfennige festgelegt.




Wie der alte Hof verging
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Ergänzend sei zur Geschichte des Hofes Schürmeyer vermerkt, daß er
im Jahre 1880 noch 5 Heuerhäuser hatte, darunter auch die heutige
Gärtnerei Hesping., Wadelheim Nr. 12 1/2 (der Hof Schürmeyer hatte
Nr. 12). Durch Einheirat ging der alte Hof an Melchior Temming über.
Die 1897 gebaute Chaussee von der Thiekapelle bis zur Landersumer
Grenze ging über Äcker und Weiden sowie über den Hof Temming, der
selbst zum Bau 300 Mark und den erforderlichen Grund und Boden
hergab.


Im Jahre 1910 ließ Melchior Temming sein altes Anwesen parzellieren,
und damit wurde der Name Schürmeyer aus der Liste der alten Höfe
in Wadelheim gestrichen. Die Ländereien übernahmen Gärtner
Heinrich Ottenhus, in dem Merschkamp, sowie Kötter Schöpping und
Anton Ross. Ebenfalls kaufte Fabrikant Wilh. Jackson etwa 24 Morgen
Grund am Wadelheimer Bahnhof. Auch das nun ins Flugplatzgelände
aufgenommene Anwesen des Heinrich Temmen, Wadelheim Nr. 16, stammte
zum großen Teil aus dem verkauften Ländereien.


Den Rest seines Hofes veräußerte Melchior Temming im Jahre 1911 an
den Brenner August Stockmann aus Bentlage, der bald darauf an die-
ser Stätte eine Gartenwirtschaft, den "Wadelheimer Hof" eröffnete.